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Dokumentarfilm des Monats

„Paris, kein Tag ohne dich“ am 26. Mai 2025 um 20.00 Uhr

Dokumentarfilm mit Filmgespräch mit Regisseurin Ulrike Schaz

Zur falschen Zeit am falschen Ort. Genau dieser Umstand stellt das Leben einer jungen Frau auf den Kopf, die nichtsahnend mit ihrem damaligen Freund Jean Marie in Frankreich auf eine Party geht. Niemand nimmt zu diesem Zeitpunkt an, dass dort der international gesuchte Terrorist Carlos, der „Schakal“, noch in derselben Nacht zwei französische Polizisten erschießen würde. Die deutsche Filmemacherin und Protagonistin Ulrike Schaz wird vom französischen Geheimdienst als „Terroristin“ und „Freundin von Carlos“ verdächtigt und des Landes verwiesen. Fast 40 Jahre später trifft sie ihren damaligen Freund in einem Pariser Café zum ersten Mal wieder. Den Blick gerichtet auf eine kleine Schwarzweiß-Fotografie aus dem Portemonnaie ihres alten Freundes und zwei Leben, die damals auseinanderdrifteten und nie wieder ganz zusammenfanden, reflektieren sie die damaligen Ereignisse, die sich zu einem Albtraum entwickelten.

Hier ein persönliches Statement der Autorin von ihrer Website:

Ich kam in einer schwäbischen Kleinstadt zur Welt, einige Jahre nach Kriegsende. Die Schrecken des Krieges schlichen sich in meine Kindheit. Ich träumte von Weite. Paris wurde mein Sehnsuchtsort. Die Stadt klang in mir. 1968 begann ich, an einer Kunstakademie zu studieren. Alles war in Bewegung und ich wollte immer noch nach Paris, um dort das Filmemachen zu lernen.

Doch dann, im Juli 1975 kam alles anders. Mit meinem damaligen französischen Freund wurde ich in der Pariser Rue Toullier No 9 festgenommen, nicht weit von dem Ort, an dem kurz zuvor ein Mann namens Carlos drei Menschen erschossen hatte. Ich wurde verhaftet, geriet in die Mühlen der französischen Spionageabwehr, wurde aus Frankreich ausgewiesen mit der an den Haaren herbei gezogenen Begründung, ich sei Mitglied der Baader-Meinhof Bande. Gegen mich läge nichts vor, teilte mir einige Wochen danach das Bundeskriminalamt mit. Ein halbes Jahr später hob die französische Regierung meine Ausweisung aus Frankreich auf.

Wie ich später feststellte, waren all dies nur Worte auf dem Papier. Mein zufälliges Auftauchen am Ort eines terroristischen Geschehens war gespeichert worden. Aber was wurde gespeichert? Und wo? – Weltweit? Und wie? 1993, 18 Jahre später, während einer Recherchenreise für einen Dokumentarfilm, zeigte ich auf dem Flughafen in New York meinen Pass und konnte in dem aschfahl gewordenen Gesicht des Beamten ablesen, dass sich alles wiederholte. Das FBI behauptete, ich sei Carlos Freundin. In Fußfesseln wurde ich mit meiner Kollegin über den Flughafen geführt, die Nacht über in einem Abschiebeknast festgehalten und danach aus den USA ausgewiesen.

»PARIS kein Tag ohne dich« ist autobiographisch und die Inventur einer absurden Geschichte, die einen Blick auf eine Zeit öffnet, in der Staaten und Geheimdienste begannen, mittels Datenspeicherung internationalen Terrorismus zu bekämpfen. Was geschieht mit denen, die ins Räderwerk dieser Terrorismusfahndung und in das System internationaler Datenspeicherung geraten?

Regie: Ulrike Schaz, Spieldauer: 106 min., Altersfreigabe: ab 6, Jahr: 2020